Gruppenbild vor dem Düsseldorfer Haus der Stoschek Foundation an der Schanzenstraße: Akademie-Studenten, Professor Robert Fleck (links) und Sammlungsdirektorin Anna-Alexandra Pfau (blaue Bluse). Foto: bikö

Die Chefinnen sind anderweitig beschäftigt. Weder Big Spenderin Julia Stoschek noch Rektorin Donatella Fioretti erschienen zur Pressekonferenz anlässlich einer Kooperation zwischen Düsseldorfer Kunstakademie und der in Oberkassel residierenden Stoschek Foundation. Aber, so versicherte Robert Fleck, Professor für Kunst und Öffentlichkeit, diese „ideale Begebenheit“ sei „sehr mit dem neuen Rektorat koordiniert“. Und außerdem „was ganz Tolles“.

Harmonische Zusammenarbeit: Studierende der Düsseldorfer Kunstakademie in der Stoschek Foundation. In der ersten Reihe: Sammlungsdirektorin Anna-Alexandra Pfau (blaue Bluse), Medien-Dozentin Susanna Schoenberg (Mitte) und Kommunikationsprofessor Robert Fleck (rechts). Foto: bikö

In der Tat gibt es im historischen Akademie-Palast am Rand der Altstadt keine idealen Bedingungen für Studierende, die es mit der Video-Kunst versuchen. Die Milliardärin Julia Stoschek hingegen, Gesellschafterin der Brose Gruppe, sammelt genau diese flimmernden Werke und hat in einer ehemaligen Rahmenfabrik an der Düsseldorfer Schanzenstraße ein eigenes, ganz besonderes Museum eingerichtet – für das, was sie „zeitbasierte Medienkunst“ nennt. Neben großzügigen Hallen für Video-Installationen (zurzeit läuft dort noch „Worldbuilding“, Ddorf-aktuell berichtete) hat das Haus zwei kleine Kinos zu bieten, die jetzt der Studentenschaft zur Verfügung gestellt werden.

In schnell geschnittenen Bildern, Satzfetzen und Impressionen geht es in einem Video der AG „Mediale Realität & Performance“ um die „Art of Celebration“. Foto: bikö

Das Happening lebt

Nach der Eröffnung am Donnerstag, 12. Oktober, 16 Uhr, wird es im Stoschek-Kino bis zum 29. Oktober ein Screening-Programm mit den filmischen Ideen von zwei Akademie-Klassen und einer Arbeitsgruppe geben. Grobes Thema: 250 Jahre Kunstakademie und wie sich das Jubiläum anfühlt. In einem Zusammenschnitt gab es schon mal ein paar Guck-Proben, sehr unkonventionell. Von artigen Rückblicken halten die jungen Leute jedenfalls nichts. Aber vom wilden Spirit der alten Avantgarde zwischen Uecker, Beuys und Nam June Paik ließ man sich durchaus inspirieren.

Die Videokünstlerin Danica Dakić ist seit einem Jahr Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf. Foto: bikö

Die AG „Mediale Realität & Performance“ unter der Leitung von Susanna Schoenberg filmte eine Reihe von frisch gewagten Happenings und Diskussionen unter dem Titel „The Art of Celebration“ (die Kunst zu feiern). Höhepunkt ist eine Vernissage ohne Exponate, wobei die Besucher und die leeren Kaffeetassen zum Motiv werden. Des Weiteren gibt’s auf der „Playlist“ zwischen digitalen Zeichnungen zum Beispiel den Pole-Dance einer Schwangeren und eine blutige Waschung im Untergrund. Weniger kompliziert sind die Bilder einer Italienreise, wirklich oder imaginiert, die schon vor zwei Jahrhunderten zu den Sehnsuchtsprojekten junger Künstler gehörte. „Rom. Rom? Rom!“ heißt das Filmpuzzle der Klasse von Danica Dakić, einer renommierten Videokünstlerin aus Bosnien, die im Herbst 2022 an die Düsseldorfer Akademie berufen wurde.

Zu Pflanzen werden

Und dann ist da noch die Klasse von Ellen Gronemeyer, die sich eigentlich der Malerei verschrieben hat. Zwischen den Bildern hatten neun Student*innen Lust, ihre Kreativität auf einem anderen Terrain auszuprobieren. Sie reisten nach Brandenburg, um sich dort in einem großen Landschaftsgarten einmal selbst wie Pflanzen zu fühlen. In dem Video „Der Wunsch zu vegetieren“ schmiegen sich die Beteiligten an noch kahle Bäume, bedecken sich mit Rinden, liegen im Gras, warten auf die Blüten des Frühjahrs. Unter Zwitschern und Summen. Letztendlich, erzählt Klassensprecherin Karla Kleinschmidt, ging es um einen „Versuch und das Scheitern des Versuchs“. Die Stimmung war gewiss philosophisch, wie die Atmosphäre des Videos.

Die junge Malerin Karla Kleinschmidt aus der Klasse von Ellen Gronemeyer spricht über ein kollektives Video-Projekt. Foto: bikö

Nach Abschluss des Screenings soll die Zusammenarbeit zwischen Akademie und Stoschek Foundation munter weitergehen. Auch außerhalb der Öffnungszeiten stehen den Studierenden die 4000 Bände Kunstliteratur in der Bibliothek und vor allem das digitale Archiv mit 750 „zeitbasierten Medienwerken“ aus der Sammlung zur Verfügung. Nach unkomplizierter Absprache. Anna-Alexandra Pfau, Stoscheks Sammlungsdirektorin, verspricht’s: „Das Haus ist offen für euch.“

Was, wann und wo?

Zum Start der neuen Zusammenarbeit zwischen Kunstakademie Düsseldorf und der Julia Stoschek Foundation (JSF) wird im Kino der Foundation an der Schanzenstr. 54 in Düsseldorf-Oberkassel bis zum 29. Oktober ein Screening-Programm mit studentischen Video-Arbeiten gezeigt. Eröffnung am 12. Oktober, 16 Uhr, danach Do.-So. 11 bis 18 Uhr. Eintritt frei. Am 21. und 29. Oktober, jeweils 16 Uhr, gibt es einen Talk mit Studierenden. Die laufenden großen Ausstellungen „Worldbuilding“ und „Double Feature“ sind parallel nur sonntags 11 bis 18 Uhr zu sehen. www.jsfoundation.art

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