Ein junger Fahrer, vier strenge Kontrolleure: Der Car-Freitag in Düsseldorf offenbarte jede Menge Verstöße gegen Gesetze und Verkehrssicherheit.

Der junge Mann hat einen ganz eigenen Humor. Auf seinem Jogginganzug steht groß „Lagerfeld“. Dabei hatte der zopfige Karl doch sehr deutlich drauf hingewiesen, dass Jogginghosen-Träger die Kontrolle über ihr Leben längst verloren haben. Am Car-Freitag (29.3.) auf der Königsallee in Düsseldorf hätte sich Karl bestätigt gefühlt. 

Das Messgerät bestätigt den Verdacht: Die nachträglich angebaute Auspuffanlage ist deutlich zu laut.

Denn der Bube im Joggingdress verlor erst die Freiheit auf Rädern, weil er einem Polizeimotorrad zum Corneliusplatz folgen musste. Dann verlor er jede Menge Unterlagen an die Beamt*innen der AG Tuning. Und schließlich verlor er seinen just erworbenen Fünf-Liter-Boliden. Ob Frontspoilerlippe, Motorhaube, seitliche Plastikverkleidungen oder die komplette Auspuffanlage – an diesem aus den USA eingeführten und in Deutschland per Einzelabnahme eingebürgerten Ford stimmte nichts mehr. Bis hin zum viel zu lauten Auspuffgeräusch.

Die Reise zu Fuß fortsetzen

Hart auf dem Boden der Tatsachen: Auspuff-Endrohr in der Car-Freitags-Kontrolle.

Das wird teuer. Denn zu den Strafen kommen die Kosten fürs Abschleppen hinzu. Der junge Mann aus Landsberg am Lech und seine beiden Begleiterinnen mussten ihre Reise zu Fuß fortsetzen. Dabei hätten sie das Malheur kommen sehen können. Seit Jahren baut die Düsseldorfer Polizei am Karfreitag einen XXL-Kontrollpunkt für Autotuner und Autoposer auf. Wer jemals gedacht haben sollte, dass die PS-Fanatiker irgendwo eine Restmenge Intelligenz unter der Schädelhaube verstaut haben, sah sich gründlich getäuscht. Kaum hatten die Polizei inDüsseldorf ihre Netze ausgeworfen, zog sie allerlei Merkwürdigkeiten aus dem Verkehr.

Ohne Motorradführerschein auf der Ducati

Da war der Mann aus Ostfriedland auf einem PS-starken Ducati-Motorrad – leider ohne den notwendigen Motorradführerschein. Den hatte er zwar nach eigenen Worten 1998 bestanden, aber leider übersehen, dass ihm die Lizenz 1987 wegen eines Vorfalls aberkannt worden ist. Da war der seriöse Senior im stattlichen Maybach – ohne Tuningteile – aber leider auch seit 2017 ohne gültige TÜV-Plakette. Gleich reihenweise scheiterten deutlich zu tief gelegte PS-Monster am Keilbretttest – eine Mini-Rampe genügte, um Reifen am Kotflügel schleifen zu lassen. 

Kailbrett-Test nicht bestanden: Der Reifen schleift am Kotflügel.

Aus unerfindlichen Gründen ebenso beliebt: illegale Folien zum Abdunkeln von Rücklichtern und Blinkern. „Sie können die Folie gleich hier entfernen, dann dürfen sie weiterfahren“, erfuhr ein überraschter Wagenlenker aus Bielefeld. Der Hinweis, er fahre das Auto eines Freundes verfing bei den Beamten der AG Tuning nicht. „Solange die Folie drauf ist, ist die Betriebserlaubnis für das Fahrzeug erloschen.“ Vergleichsweise glimpflich kam der Fahrer eines historischen Porsche in Weiß davon: Weil er kein Warndreieck und keinen Verbandskasten in seinem historischen Renner fand, musste er ein Verwarnungsgeld bezahl – das geht bargeldlos vor Ort.

Urin-Test auf Drogen schlägt an

Vorstufe zum Urin-Test auf illegale Substanzen – dieser Mann hatte Spuren von Kokain und Amphetamin im Pippi.

Die Polizei hatte sich gründlich vorbereitet. Das musste ein Lamborghini-Lenker aus Neuss erfahren, als er mit einem fröhlichen „Ich habe gar keine Papiere dabei“ ausrollte. Bei ihm interessierten sich die Beamten für den flachen Flitzer und für seine Gesundheit. Ein paar robuste Spontantests – Augen sollten einem Kuli folgen, mit vorgestreckten Armen und in den Nacken gelegten Kopf 30 Sekunden abzählen – erhärteten einen Anfangsverdacht. In einem seitlich geparkten Mobil-Urinal musste der Mann eine Pippi-Probe abgeben, die noch vor Ort ausgewertet wurde. Verdacht auf die Einnahme von Kokain und Amphetamin – vermutlich in der Annahme, auch der Kopf ließe sich tunen.

Nur ein schöner Schein: Ein Maybach mit längst abgelaufenem TÜV gehörte als Beifang mit zur Tuningkontrolle.

Nebenan zog ein Mann mit seinem Führerschein gleich ein ganzes Bündel von Geldscheinen aus der Innentasche. 2500 Euro in mittelgroßen Scheinen. „Warum haben Sie soviel Bargeld bei sich?“ „Ich bin Selbstständiger.“ So hatte der Car-Freitag in Düsseldorf jede Menge Geschichten und Geschichtchen. Eine Bilanz der Aktion will die Polizei am Ostersamstag veröffentlich. Wir werden sie nachreichen. Zurück bleibt das Kopfschütteln darüber, was auf Düsseldorfs Straßen los ist. 

Endstation Abschlepphaken: Zahlreiche Fahrer*innen mussten ihre Autoschlüssel abgeben.

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