Hildegard Jakobs, stellv. Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte, refrierte über das Leben von Beatrice Strauss und zeigt dabei ein Bild, auf dem sie als Mitglied des Lehrerkollegium der jüdischen Volksschule um 1936 u sehen ist (v.l.) Julius Kleinmann, Dr. Beatrice Strauß, Julo Levin, Dr. Kurz Herz, Erna Friedländer, Grete Eichelberg und Kurt Schnook

Im Jahr 2015 war die Mahn- und Gedenkstätte an der Mühlenstraße ausgebaut worden. Allerdings zeigte sich schnell, dass die Erweiterung nicht ausreichte, denn das Interesse von Besucher*innen an den Ausstellungen und der Arbeit war sehr groß. Allein im vergangenen Jahr besuchten 34.000 Interessierte die Mahn- und Gedenkstätte. Am Mittwoch (10.4.) wurde das neue Beatrice-Strauss-Zentrum (BSZ) an der Marktstraße 2 eröffnet, das ab sofort der Mahn- und Gedenkstätte zur Verfügung steht.

Gegenüber der alten Kämmerei liegt der Eingang zum neuen Bildungszentrum an der Marktstrasse 2

Benannt wurde das Zentrum in Gedenken an die deutsch-jüdische Wissenschaftlerin und Pädagogin Dr. Beatrice Strauss. Sie unterrichtete an der Jüdischen Volksschule an der Kasernenstraße und gehörte zu den Menschen, die von Derendorf im Jahr 1941 nach Minsk deportiert und dort ermordet wurde. Der Raum für Bildungsarbeit in der Mahn- und Gedenkstätte wurde nach Julo Levin benannt. Beatrice Strauss war eine Kollegin von Julo Levin und für das Team der Mahn- und Gedenkstätte war klar, dass das Bildungszentrum nach einer Frau benannt werden soll.

Dr. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte freute sich über die vielen Besucher*innen zur Eröffnung

Das Haus der Bildung soll Raum für Workshops bieten, aber auch für Veranstaltungen, die sich mit der nationalsozialistischen Stadtgeschichte auseinandersetzen oder sich aktuellen Debatten um Demokratie und Diktatur, um Menschenwürde und -rechte, um gesellschaftliche Teilhabe und Vielfalt widmen. Das Beatrice-Strauss-Zentrum soll ein Forum für Diskussion und Dialog, Begegnung und Austausch sein.

Fast 100 Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Religionen, Gewerkschaft und auch der Partner-Schulen waren zur Eröffnung gekommen

Neben dem Engagement des Teams der Mahn- und Gedenkstätten sowie den Unterstützer*innen bei Stadt und Verwaltung war es der Freundeskreis der Mahn- und Gedenkstätte, der zur Realisierung des Bildungszentrums beigetragen hat. Denn nachdem die Immobilie an der Marktstraße 2 im Hinterhof gefunden war, mussten die Räumlichkeiten der ehemaligen Kaffeerösterei aufwendig hergerichtet werden. Die Kosten dafür übernahm der Förderverein. Elektroverkabelung, Abzug des Parkettbodens,  Sanitären Anlagen und Ausstattung mussten organisiert werden. Erst einen Tag vor Eröffnung kamen die Stühle, auf denen die fast Hundert Gäste der Eröffnung Platz nehmen konnten. Henrike Tetz, Vorsitzende des Förderkreises der Mahn- und Gedenkstätte, warb in ihrer Rede um weitere Spenden für das Zentrum. 40.000 Euro hat der Förderkreis bereits investiert. Aber um nach den Sommerferien die pädagogische Arbeit mit Schulen starten zu können, sind noch weitere Anschaffungen wie beispielsweise Memory-Boxen und White-Boards erforderlich, für die noch Spendenmittel in Höhe von rund 15.000 Euro gesammelt werden müssen. Wer dabei unterstützen kann, findet hier weitere Informationen.

OB Keller bei seinen Grußworten, im Logo des Zentrums ist die Unterschrift von Beatrice Strauss enthalten, die auf von ihr ausgestellten Zeugnissen gefunden wurde

Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: “Die Mahn- und Gedenkstätte leistet seit Jahrzehnten in Düsseldorf bedeutende Arbeit in der Demokratiebildung, der Bildungs- und Erinnerungsarbeit. Wie wichtig dieser Auftrag ist, zeigt auch die aktuelle Situation in Europa, in der sich die Ukraine gegen einen Angriffskriegs Russlands zur Wehr setzen muss sowie der Blick nach Israel und Gaza. Mit den Ausstellungen, Veranstaltungen und Workshops erreichen wir in der Mahn- und Gedenkstätte vor allem auch junge Menschen. Durch das Beatrice-Strauss-Zentrum kann das Angebot jetzt sogar weiter ausgebaut werden.”

(v.l.) Dr. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, Hildegard Jakobs, stellv. Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, und Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller weihten das neue Beatrice-Strauss-Bildungszentrum ein

Erster Vortragsabend

Bereits am Donnerstag (11.4.) sind Interessierte zum ersten Vortrag in die Marktstraße 2 eingeladen. Um 18:30 Uhr werden Marion Czarnecki-Bille und Astrid Hirsch-von Borries zum Thema „mutig – weiblich – sichtbar? Quantität und Qualität bei der Straßenbenennung in Düsseldorf“ referieren. Sie werfen dabei einen Blick auf den Düsseldorfer Stadtplan und die öffentliche Ehrung von Frauen. Die Fragestellung dabei ist, seit wann Straßen nach Personen benannt werden und wie wichtig diese personenbezogenen Straßenbenennungen für das Profil einer Stadt sind?

Das Bildungszentrum befindet sich im Hinterhof der Marktstraße 2, gegenüber der alten Kämmerei. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Der Eintritt ist frei.

Weitere Information finden sie hier.

In dem Gebäude im Hinterhof war früher eine Kaffee-Rösterei

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