Rund 150 Menschen waren in den Arena-Saal des Kulturhauses Süd gekommen

Den Mitarbeitenden der Stadtwerke Düsseldorf dürften am Dienstagabend (2.7.) die Ohren geklingelt haben. Denn bei der zweiten Versammlung der Interessengemeinschaft Fernwärme-Garath hatte sich rund 150 Düsseldorfer*innen im Kulturhaus-Süd versammelt. Sie alle hatten eins gemeinsam: Die Unzufriedenheit mit den Stadtwerken.

Rund 900 Einfamilienhäuser hängen im südlichen Fernwärmenetz und zusätzlich viele Mehrfamilienhäuser. Während die Mieter*innen in den größeren Wohneinheiten nur über ihre Nebenkostenabrechnungen etwas über die gestiegenen Fernwärmekosten mitbekommen, sind die Bewohner*innen der Einfamilienhäuser hochgradig alarmiert. Viele von ihnen haben neue Zähler eingebaut bekommen und diese ermitteln nun deutlich höhere Verbräuche.

Dr. Dieter Busch wohnt in der Walter-Kyllmann-Straße und stellte die Analysen der IFG vor

Die steigenden Preise und der angeblich höhere Verbrauch machten einige Bürger*innen misstrauisch. Schnell wurde deutlich, es handelte sich offenbar nicht um Einzelfälle. Sie schlossen sich zu der Interessengemeinschaft Fernwärme Garath (IFG) zusammen und begannen die Werte zu analysieren. Denn der Versuch einzelner Kunden, bei den Stadtwerken Gehör zu finden, scheiterte in der Service-Hotline und auch im schriftlichen Kontakt.

Der erste Kritikpunkt, der am Dienstagabend vorgestellt wurde, war die Preisgestaltung. Eine Kostensteigerung im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg war plausibel. Aber mittlerweile sind die Marktpreis wieder auf Vorkriegsniveau, die der Stadtwerke aber immer noch deutlich höher. Selbst mit einer angekündigten Preisreduzierung von 30 Prozent im Oktober 2024 liegt immer noch eine Verdoppelung gegenüber 2021 vor. Die Mitglieder der IFG hatten Marktpreise und Verläufe analysiert und auch den Überschuss der Stadtwerke, der sich in diesem Zeitraum verdoppelt hat.

Die seit November 2023 eingebauten Ultraschallzähler sind nach Meinung der Betroffenen ein weiterer Grund für die Kostenexplosion. Diese würden deutlich höhere Verbräuche registrieren. Dabei hätten viele Haushalte versucht Energie zu sparen. Ein Gast im Arenasaal berichtete, er habe einen Energieberater beauftragt, sein Haus zu untersuchen. Dieser habe im Hinblick auf die digitalen Zähler bemerkt, dass diese nicht richtig messen könnten, da die Sensoren fehlen würden. Auf Nachfrage bei den Stadtwerken hieß es dazu, dass geplant sei 2025/2026 einen erneuten Zähleraustausch durchzuführen. Nun fragt er sich, ob das ein Eingeständnis ist, fehlerhafte Zähler installiert zu haben? Thomas Brunotte von der IFG fordert eine Überprüfung der Zählerwerte. Im Vergleich zu den alten Zählern werde mit den neuen Zählern ein 50 mit 80 Prozent erhöhtes Volumen an verbrauchtem Heizwasser erfasst. Das ließe sich nicht mit der Umstellung auf eine digitale Technik erklären.

Thomas Brunotte und Uwe Warnecke leiteten die Diskussion

Die Prognosewerte ihres Verbrauchs sind ein weiterer Punkt, der heftig kritisiert wird. Der Wert wird ermittelt aus den Verbräuchen der Vorjahre und ist deshalb von Bedeutung, da die Bundesregierung im Rahmen der Energiepreisbremse Erstattungen zugesagt hat. Da die neuen Zähler höhere Verbräuche erfassen, sind die Werte entsprechend angepasst und so können selbst die sparsamsten Nutzer keine entsprechende Reduzierung ihres Verbrauchs erreichen.

Eine konkrete Sparmaßnahme wurden den Gästen des Info-Abends vorgestellt. Dabei geht es um den sogenannten Anschlusswert. Dieser wurde in der Regel beim Bau des Hauses festgelegt und ist als Sockelbetrag zu zahlen. Unberücksichtigt bleibt dabei, dass ggf. energetische Sanierungen und der Klimawandel den Verbrauch deutlich reduziert haben könnte. Kunden können von den Stadtwerken eine Reduzierung verlangen, die die IFG recherchiert hat – sogar ohne weitere Nachweise. Darauf wollten sich die Stadtwerke anfänglich nicht einlassen, obwohl dies in der Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme (AVBFernwärmeV) – eine Verordnung mit Gesetzescharakter – festgelegt ist. Hier konnte die IFG einen Musterfall durchfechten. Für Interessierte gab es nun Formblätter, im gleichen Stil zu verfahren.

Einige der Mitglieder der IFG: (v.l.) André Schelberg, Simone Röder, Uwe Warnecke, Dr. Dieter Busch, Dagmar Brinkmann, NN, Theo und Renate van Groen, Thomas Brunotte und Michael Porten

Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender des Düsseldorfer Mieterverein, lobte das Engagement der Initiative. Er empfindet das Vorgehen der Stadtwerke als hochgradig unseriös und regte an, an die Mitglieder im Aufsichtsrat der Stadtwerke heranzutreten. Dazu gehört neben Oberbürgermeister Stephan Keller auch Peter Blumenrath, Mitglied des Landtags sowie studierter Versorgungsingenieur, der Kenntnisse in Wärmeversorgungssystemen besitzt.

Die Zahl der Menschen, die sich in die Kontaktlisten der IFG eingetragen haben war groß. Viele von ihnen meldeten sich noch zu Wort und beschrieben die mangelhafte Kommunikation der Stadtwerke. Weder an der Service-Hotline noch per Mail oder Brief erhalten die Kunden zufriedenstellende Antworten. Eine Dame berichtete, das man ihr sogar am Telefon gesagt habe, dass solche Informationen kostenpflichtig seien. Die Interessengemeinschaft wird nun im nächsten Schritt weitere Abrechnungen sammeln und auf Plausibilität prüfen. Geplant ist anschließend die Stadtwerke mit den Ergebnissen zu konfrontieren.

Die IGF wird durch den Deutschen Familienverband NRW, Regionalverband Niederrhein unterstützt.

Kontakt zur Interessengemeinschaft kann per Mail an [email protected] aufgenommen werden.

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