"Wir werden nicht vergessen, wir werden nicht vergeben" lautet die Botschaft an Putin, Foto: Ingo Siemes

Kyra Jarmysch hat am Freitag (16.2.) auf der Social Media Plattform X bestätigt, dass der russische Regimekritiker Alexei Anatoljewitsch Nawalny in einem nord-russischen Straflager verstorben ist. Er berief sich auf Informationen von Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja. Damit scheinen auch die allerletzten Hoffnungen von vielen Nawalny-Anhängern gestorben zu sein. Die Umstände seines Todes sind ungeklärt. Noch am Abend hatte beispielsweise Lina Witte von „Freies Russland NRW“ gehofft, dass sich die von den russischen Behörden verbreitete Todesnachricht eine weitere Lüge Russlands sei.

Witte hatte zusammen mit Yuri Nikitin, dem Vorsitzenden von „Freies Russland-NRW“, sofort spontane Gedenkveranstaltungen und Mahnwachen in Bonn und Düsseldorf organisiert. Auf den Marktplatz vor dem Düsseldorfer Rathaus versammelten sich mehr als 300 Menschen, die Putin für den Tod verantwortlich machten. Plakte mit „Putin ist ein Mörder“ waren zu sehen.

Der Vorsitzende von “Freies Russland-NRW” Yuri Nikitin war begehrter Interviewpartner, Foto: Ingo Siemes

Alexej Nawalny war der bekannteste Oppositionspolitiker Russlands mit der lautesten Stimme für Demokratie und Freiheit. 2018 war er von der Präsidentschaftswahl ausgeschlossen worden und hatte einen Giftanschlag, der vermutlich vom russischen Geheimdienst ausgeführt wurde, überlebt. Nach dem Anschlag erholte er sich in Deutschland, kehrte aber Anfang 2021 nach Moskau zurück. Dabei war ihm bewusst, dass er dort verhaftet und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt werden würde.

„Alexej Nawalny hätte in Deutschland ein schönes Leben führen können, aber als politischer Kämpfer ist er dahin gegangen, wo er gebraucht wurde“, erläuterte Nikitin. „Es sieht nach Mord aus. Es ist nicht das erste Zeichen dafür, dass Russland eine menschenverachtende Diktatur ist. Nawalny ist ein weiterer Name auf der langen Liste von Putins Verbrechen.“ Dafür müsse er sich vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag verantworten.

Rund 300 Menschen waren zur Mahnwache vor das Rathaus gekommen, Foto: Ingo Siemes

Von der Todesnachricht zeigten sich auch der NRW-Landtagsabgeordnete Stefan Engstfeld (Grüne) und Ratsherr Ulf Montanus (FDP) erschüttert. „Ich bin völlig schockiert über die Skrupellosigkeit des russischen Systems. Ich bin auch wütend und empört, mit welcher brutalen Rücksichtslosigkeit das System Putin mordet“, so Engstfeld. „Heute kann der Tag sein, mit dem der Anfang vom Ende des System Putins beginnt. Weil vielen Menschen in Russland die Augen geöffnet wurden.“

Der Abgeordnete verlas eine Erklärung der Grünen Landtagsfraktion. „Einmal mehr offenbart das Putin-Regime seine brutale Skrupellosigkeit. Putin schreckt vor Mord und Terror nicht zurück, um seine Macht zu sichern. Das beweist er in der Ukraine und im eigenen Land. Der Mord an Nawalny ist wenige Wochen vor den Pseudo-Präsidentschaftswahlen kein Zufall. Putin kann keine demokratische Wahl gewinnen. Deshalb verfolgt, unterdrückt und ermordet er seine Gegnerinnen und Gegner. Nawalny zählte zu den bedeutendsten Widersachern Putins. Die Stimmen für ein friedliches, freies, demokratisches und ziviles Russland werden niemals verstummen”, heißt es darin.

(v.l.) Yuri Nikitin, Ulf Montanus und Stefan Engstfeld, Foto: Ingo Siemes

Montanus sagte: „Es gibt im Leben Situationen, die verschlagen einem die Sprache. Die lauteste Stimme für ein freies und demokratisches Russland ist verstummt. Wir schicken vom Düsseldorfer Marktplatz aus ein starkes Signal der Solidarität an alle freiheitsliebenden Russen.“

Was jetzt in Russland passiert, ist unklar. „Wir müssen sehen, wie die russische Bevölkerung reagiert“, so Nikitin. „Aber in Russland darf man nicht auf die Straße gehen oder seine Meinung frei äußern. Russland ist eine Diktatur und Putin ist ein Mörder.“ Und doch legten viele Russen in Russland Blumen zum Gedenken an Nawalny an öffentlichen Orten ab.

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