Drei Stunden Fußmarsch, drei Ministerien in der Landeshauptstadt: Diese 80 Demonstrierenden haben sich ihre Sache am Samstag (6.4.) nicht leicht gemacht. Unter dem Titel „Gehen gegen Gentechnik“ machten sie sich vom Graf-Adolf-Platz aus auf den Weg zur NRW-Landesregierung. An langen Wäscheleinen hatten die Kritiker der neuen EU-Gesetze zur Gentechnik 1000 Postkarten im Gepäck, auf denen sich Bürger*innen dagegen wenden, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel patentiert werden können. Zudem gehören Transparenz und eine Risikoprüfung von manipuliertem Saatgut zu den Forderungen.

Die Demonstrierenden fürchten ein ausdörren kleinbäuerlicher Strukturen durch die Vormacht weniger Konzerne.

Die Krux: Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, werden im europäischen Parlament mit neuen Gesetzen zur Gentechnik Pflöcke eingetrieben, die schon bald nicht mehr rückgängig zu machen sind. Das Argument der Befürworter aus der Industrie: Bald werden 10 Milliarden Menschen auf der Erde versorgt werden müssen. Ohne eine clevere Nutzung gentechnischer Methoden und entsprechend verändertem Saatgut sei das nicht zu bewältigen.

Gegen die Konzern-Lobby

Dagegen stemmen sich die, die am Samstag teilweise in roten Maler-Overalls unterwegs waren. Anne Mommertz vom Ernährungsrat Düsseldorf machte vor der Demo deutlich, dass vor allem vier große und weltweit tätige Agrarchemie-Konzerne auf die weitgehende Freiheit beim Einsatz der Gentechnik drängen und darauf, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel nicht mehr gekennzeichnet sein müssten. Die Befürchtung der Kritiker: Die bislang großen Parteien wie CDU und SPD würden dieses Ansinnen in der Gesetzgebung durchwinken – zu Lasten der Bürgerinteressen. Bei der Demo am Samstag in Düsseldorf war mit Norbert Czerwinsky immerhin ein Vertreter der Grünen dabei. 

Vier Konzerne kontrollieren weltweiten Saatgut-Markt

Die Gegner eines ungezügelten, unkontrollierten Gentechnik-Einsatz machen geltend: Bereits jetzt beherrschen wenige Agrochemie- und Saatgut-Konzerne den weltweiten Saatgutmarkt. Nach dem Zusammenschluss von Bayer-Monsanto kontrollierten nur noch vier Konzerne über 60 Prozent des weltweiten Handels mit kommerziellem Saatgut. Mit den neuen Gentechniken könnte sich diese Schieflage zu einer kleinteiligen Bio-Landwirtschaft noch weiter verschärfen. Mit Patenten auf gentechnisch veränderte Lebensmittel verdiene eine handvoll von Konzernen weltweit doppelt: erst am teuren manipulierten Saatgut und dann an den dazu passenden Pestiziden und weiteren Produkten.

Vorweg – ein Trecker: Es geht um Transparenz und Kontrolle bei den Veränderungen des Saatguts.

Im Endeffekt würde kleinbäuerlichen Strukturen und einer notwendigen Vielfalt in der Landwirtschaft so der Garaus gemacht. Die Patente würden Abhängigkeiten schaffen, die Entwicklung gehe in die Richtung Einheitlichkeit von Nutzpflanzen anstelle von Vielfalt. Auf der Demo am Samstag hieß es, diese Fehlentwicklung müsse unbedingt aufgehalten werden. Saatgut sei Gemeingut, die Bauern müssten selbstbestimmt wirtschaften können. 

„Bislang ist das Versprechen, mit Gentechnik manipulierten Pflanzen die Erträge steigern zu können, noch nirgendwo aufgegangen“, betont Bio-Landwirt Heiner Hannen.

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